Die Krone der Schöpfung?
- lawo66
- 23. Feb. 2023
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Feb. 2023
wohl eher nicht ....
Egal, ob von einem Gott konstruiert oder durch die Evolution entstanden sind – wir sind die aktuellen Herren der Welt. Die Menschheit hat sich bis in den letzten Winkel der Erde ausgedehnt und sie so verformt, wie es ihr passt. Ohne Rücksicht und ohne Weitblick.
Wir lassen uns, obwohl wir es oft besser wissen, von Populisten und anderen Volksverführern, digital oder analog, bewusst oder unbewusst manipulieren, weil wir dann nicht selbst denken, selbst entscheiden müssen.
Wir stürmen nach dem vorweihnachtlichen Konsumdauerlauf bereits am ersten offenen Verkaufstag wieder um 6:00 morgens die Geschäfte – getrieben von Gier.
Wir vernichten unsere Umwelt, rotten ganzen Rassen aus und töten im Namen eines erfundenen Wesens. Wir leben ungesund mit Nikotin und zu viel Alkohol, werden fetter und immer unzufriedener, weil wir nie genug bekommen. Wir stecken bereits Kleinkinder in eine Krippe und überlassen sie ab der Grundschule der digitalen Welt. Wir schauen herzlos weg, weil der andere Ausländer, schwarz oder gar homosexuell ist. Gesetze gelten nicht überall. Straftäter einer Kirche werden beschämt verborgen und innerbetrieblich versetzt.
Ganzen Länder und mit ihnen auch den Bevölkerungen steht das Wasser buchstäblich bis zum Hals, sie gehen demnächst unter, weil Gier, Neid und Unmenschlichkeit toleriert und die Natur ausgebeutet und zerstört wird. Wir töten Tiger und Wale aus Profitgier, roden Urwälder und ignorieren den globalen Klimawandel, solange es noch geht

Humanismus ist Gotteslästerung, Ethik nur Freifach und die Art der ideologischen Gehirnwäsche ist nur abhängig vom Geburtsort und der Kaste. Wir überlassen die Alten lieber anderen, wollen immer weniger Verantwortung, dafür lieber mehr Flugmeilen. Karriere schlägt Rücksicht. Selfies schlagen reale Gefühle. Ein Mensch zu sein reicht oft nicht, man möchte als Superstar gelten. Hater fluten das Internet. Wir treiben den Keil zwischen Ansichten und Meinungen immer tiefer. Wir lassen es echt drauf ankommen … Wir, die Krone der Schöpfung.
Erst heute (anno 2022) meldet sich ein führender Politiker zu Wort und lehnt eine CO2-Steuer ab, weil „diese Abgabe vor allem Kleinverdiener und Mieter trifft“. Noch immer wurde nicht verstanden, dass Klimaschutz 1. etwas kosten wird und 2. existenziell ist. Natürlich müssen wir uns einschränken und können den Planeten nicht weiter hemmungslos ausbeuten. Natürlich wird diese Einschränkung etwas kosten und natürlich wird es Gegenargumente geben, wenn man plötzlich für das Fliegen oder den 3 Liter SUV mehr bezahlen muss. Na und?
Der Mensch an sich ist wohl als hohe Stufe der Evolution zu betrachten. Auch wenn manches nicht besonders gelungen erscheint, dazu später, sind wir doch mit der Fähigkeit des Sich Bewusstsein ausgestattet, wir haben Sinn für Kunst und Kultur. Wir denken über Gott, uns und die Welt nach und haben Ideologien, die uns dabei helfen können. Auch andere Tiere können denken, haben Selbst-Bewusstsein und entwickeln Lösungsstrategien. Was uns aber abhebt von den anderen Bewohnern des Planeten ist unser Wissen um Worte und die Fähigkeit der Sprache. Nicht nur Grunz-Laute oder differenziertes Gebell – wir haben eine Kommunikation, die uns den wichtigen Schritt der Vernetzung erlaubt. Niemand sonst auf der Erde verfügt über derartigen Möglichkeiten oder eine so vielfältige Mimik.
Sich sozial so stark zu entwickeln bedeutet, dass man kommunizieren muss und daher Sprache benötigt.
In der westlichen Welt (das christliche Abendland) wurden Tiere im Laufe der Zeit immer weiter abgewertet. Sie mutierten vom ebenbürtigen Gegner bei der Jagd, vom stolzen Bewohner von Steppe oder Urwald zum Fleischlieferanten, aus Profitgier gezüchtet und kostenbewusst eingepfercht. Und dieses macht man nur, weil man ihnen, neben der Erkenntnis, dass sie nicht über Sprache im eigentlichen Sinn verfügen, auch das Vorhandensein einer Seele absprach und abspricht. Warum eigentlich?
Wie schon erwähnt ist der Mensch, biologisch betrachtet, eher unteres Mittelmaß. Zahlreiche Details am Körper sind nicht fertig gedacht oder schlichtweg unpraktisch.
Einen Wurmfortsatz im Gedärm braucht kein Mensch, die Konstruktion des menschlichen Auges ist mangelhaft und Zähne wachsen ebenso wenig nach wie abgetrennte Gliedmaßen. Beim Hören, Sehen, Fühlen, Schmecken rangieren wir stark abgeschlagen, unsere körperlichen Möglichkeiten liegen weiter hinter denen einer Ameise zurück – alles in Allem also kein Grund, besonders überheblich zu sein.
Moderne Medizin macht schlechtes Erbgut überlebensfähig, kein Wunder, dass das Prinzip der Evolution, die Aussortierung des Besten, dadurch abgeschafft wird. Mit einem vernünftigen Update unseres Körpers, inklusive Fehlerkorrektur, würde ich also, weil es doch genügend Tabletten gibt, nicht mehr rechnen.
Mental gesehen ist der Mensch eine Frühgeburt. Die ersten Jahre sind wir völlig hilf- und schutzlos ausgeliefert. Nun sind die Zeiten der Säbelzahntiger vorbei und der körperliche Schutz scheint gewährt – aber psychisch bekommen wir die volle Breitseite unserer Eltern serviert. So wie sie denken, so wie sie handeln und so wie sie fühlen, so denken, handeln, fühlen auch wir. Was bleibt uns anderes übrig? Unsere Bezugspersonen indoktrinieren uns nach bestem Wissen und Gewissen. Egal, ob es um Ansichten und Einstellungen zu Migration, Klimawandel oder Fußball geht, egal, ob das Verhalten in Beziehungen und in Diskussionen vorgelebt wird, alles wird vom kleinen Menschen aufgesaugt und wieder gelebt.
Nach 20 Jahren, beginnt man dann, im günstigsten Fall, nachzudenken und muss feststellen, dass man aus diesen Verhaltensgewohnheiten nicht so einfach herauskommt, man ist es einfach gewohnt so zu leben wie man lebt und es ist kaum ersichtlich, warum man etwas daran ändern sollte. Die ganze Welt rund um einen herum funktioniert nach denselben Regeln, je nach Kulturkreis, und alle machen mit. Die Alternativen sind auch wenig attraktiv. Das Streben nach innerem Frieden, Achtsamkeit und seinem Karma ist nur wenigen möglich, die allermeisten müssen ihre Zeit in das Leisten einer bezahlten Arbeit investieren.
Von den 148 Stunden einer Woche schlafen wir rund 60, ebenso viel brauchen wir für die Arbeit (inklusive An- und Abreise sowie ein paar Überstunden für die Karriere), wir verbringen zwei Stunden täglich vor dem Fernseher und/oder online im Netz und brauchen einige wenige Stunden für soziale Kontakte und noch weniger für Sport. Die fünfzehn Minuten Sex je Woche nicht zu vergessen. Wer jetzt mitgerechnet hat, weiß, dass tatsächlich keine Zeit mehr bleibt.
Mit diesem oder einer etwas abgewandelten Version leben wir dann die nächsten vierzig Jahre, unterbrochen nur durch jährliche Etappenziele wie Urlaub und Weihnachtsfeier. Man findet einen oder mehrere Partner und pflanzt sich fort, schafft sich einen bescheidenen Luxus und hofft auf die Zeit der Pension, wo man dann endlich alles machen kann, was mehr Freude bereitet.
Natürlich hat man auch Spaß in diesen Jahren, nicht alles ist trostlos und grau. Aber man sollte sich eingestehen, dass nur die Wenigsten den Mut haben, ihre Konditionierung in Frage zu stellen und auszubrechen. Ich kenne das aus eigener Erfahrung.
Sehr oft ist eine erlebte Katastrophe ein Trigger, der den Anstoß zum Nachdenken bringt. Ein persönlicher Ausnahmezustand wie ein Jobverlust, ein Todesfall, Burnout oder Scheidung wirft jeden aus der Bahn, und manchmal führt das dann dazu, dass man endlich seine Prioritäten überdenkt.
Und oft man hat allen Grund dazu, sein eigenes Leben, und nicht das mit den Werten seiner Eltern, zu führen. Die Lebenshalbzeit wurde bereits überschritten und die Welt hat sich weitergedreht in den letzten paar Jahrzehnten, die Globalisierung hat sie kleiner und das Internet hat sie schneller gemacht. Niemand kann sich mit regulärer Arbeit eine Zukunft mit Familie und Eigenheim aufbauen. Auch dann nicht, wenn beide Partner arbeiten und auf teuren Nachwuchs verzichten.
Warum also leben die Menschen so? Ist das ein genetischer Defekt? Wieder ein Designerfehler? Es kann doch nicht Sinn des Lebens sein, dass man immer keine Zeit hat und dem Gelderwerb mehr Stellenwert eingeräumt werden muss als sich um Familie und Freunde zu kümmern. Die Krone der Schöpfung bringt nicht nur seine Umwelt um, sondern schadet immer mehr auch sich selbst, ihrem Körper und ihrem Geist.
Ich denke, einer der Hauptgründe liegt darin, dass wir zu wenig in uns hinein hören und fühlen. Wir übersehen so die Signale, die uns unser Körper sendet und werden von Burnout oder Herzinfarkt überrascht. Wir wissen, dass Stress und seelische Belastung ebenso schädlich für uns ist wie zu fettes Essen – aber wir können nicht anderes. Die Eltern unserer Kindheit haben uns das vorgelebt und als Wert vermittelt, und zwar deswegen, weil auch ihnen das von ihren Eltern so gelehrt wurde. In den 60ziger Jahren war das Streben nach Besitz geachtet. Je fleißiger ein Arbeiter war, desto mehr Respekt verdiente er – und zwar unabhängig davon, ob er ein guter Vater oder Ehemann war. Die Hausfrau der 60er hatte perfekt zu sein, freudenstrahlend die hübsche Wohnung in Schuss zu halten und täglich wohlschmeckende Speisen zuzubereiten. Wie es dem Menschen hinter der Frau ging, war ziemlich unwichtig. Ein Drang zur Selbstbestimmung oder gar Selbstverwirklichung wurde nur von den aller mutigsten ausgelebt, die meisten fügten sich in ihre Rolle.
Die Welt hat sich gewandelt. Die Über-Emanzipation brachte uns den Gender-Wahnsinn und Damen, die sich diskriminiert fühlen, weil man(n) ihnen die Tür aufhält. Familienverbände lösen sich auf, die Jungen ziehen in die Ballungsräume, die Alten bleiben zurück. Frau verdient zwar noch immer weniger als Mann aber zumindest kochen und putzen mittlerweile beide Partner.
Jeder hat die Chance, für sich bzw. sein Leben Veränderungen herbeizuführen. Nachdenken hilft, konsequent sein auch. Änderungen bezüglich Umwelt, Klima, Tierschutz oder Migration können nur stattfinden, wenn der Einzelne sich ändert – dann wären auch Parteien, die auf Verzicht und Qualität statt Quantität setzen, wählbar und diese Gedanken würden sich weiterverbreiten.
Möglicherweise könnten wir uns auf diese Art die Krone doch noch verdienen.


Klingt etwas negativ, das Ganze ... es sollte eigentlich aber eher anregend als deprimierend verstanden werden 😀