Löffeleien
- lawo66
- 10. Feb. 2023
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 26. Feb. 2023
Erstaunliches und Bemerkenswertes über den Löffel

An sich ist ein Löffel, stilvoll geschwungen und vollendet gerundet, alleine durch seine Form eine Offenbarung. Zweck und Bestimmung liegen auf der Hand, keine Fragen bleiben offen, nicht bleibt ungewiss. Diese beruhigende Selbstverständlichkeit ist es auch, die beim Griff zum Löffel auf den Greifenden übergeht, ihn sozusagen heimholt und in sichere Gefilde begleitet. Man weiß jetzt, was zu tun ist. Der Löffel als Anker, eine Stütze in unsicheren Zeiten. Durch die raffinierte Formgebung wird die sinnvollste räumliche Ausrichtung sofort klar. Oben und unten, vorne und hinten ergeben sich nach nur kurzer Analyse, rechts und links haben konstruktionsbedingt keinerlei Einfluss auf das weitere Geschehen und sind daher irrelevant.
Nicht von ungefähr hielten diese löffeleigenen, positiven Eigenschaften im deutschen Sprachgebrauch auch anderweitig Einzug. Ein Überlöffelter muss erkennen, dass ein mehr an Löffelei (also eine Überlöffelung) weder möglich noch sinnvoll ist und so zu schlimmen Nachteilen und Traumata führen kann; das Auslöffeln einer vorab eingebrockten Suppe hat nur bedingt mit Nahrungsaufnahme zu tun und sich löffelweise Klugheit zuzuführen scheint eher ein Wortspiel als eine pädagogische Wissensvermittlung zu sein. Auch im Brauchtum hat der Löffel (Stichwort "Leffl Hollarätulliö") seinen Platz, wie ein Großknecht glaubhaft versichert.
Egal, ob aus Holz spanabhebend hergestellt, ob mit roher Gewalt und Druck kalt verformt oder in einer Spritzguss-Maschine unter hoher Temperatur gemacht: der Löffel folgt stoisch seiner Bestimmung . Als Garant für Stabilität und Verlässlichkeit wartet er geduldig in der Besteckschublade auf kommende Aufgaben. Egal, ob fein säuberlich mit Seinesgleichen gestapelt oder gereiht oder auch in liberal gemischten Ensembles als Teil eines größeren Ganzen - ein Löffel löffelt auch unter widrigen Umständen, ungeachtet des zu löfflelnden Gutes. Auch zum behenden Überzug selbst engsten Schuhwerks kann gelöffelt werden, der Löffel hilft wo er nur kann.
In der Antike benötigte man 4 Löffel (siehe Cochlear) für einen Schluck (siehe Cyathus), neuzeitlich bildet das Löffelmaß etwa 0,56 Kubikzoll oder Nullkommanullnullzwei Liter. Die informierte Hausfrau unterscheidet zwischen Tee-, Ess- oder Hasenlöffel - doch das ursprüngliche Wesen des Löffels bleibt, eingedenk der nahezu unendlichen Möglichkeiten, nahezu identisch sowie authentisch.
Das Löffeln als Verb, sei es zur banalen Hebung meist flüssiger oder breiiger Nahrungsmittel, sei es zur Konturenanpassung (Obacht: nur, wenn man nicht der erste Löffel ist), ist bezüglich seiner Relevanz in seiner verwendungsbestimmten Umgebung wohl einzigartig. Das plumpe, wenn auch effizientere, Schaufeln kann ebenso wenig als Konkurrenz gesehen werden wie das, weil in keiner Weise festgelegte, Anschmiegen.
Gelöffelt wird seit jeher Wölbung an Wölbung und Stiel an Stiel, ebenso ist Vorder- sowie Rückseite klar bestimmt. Bei der Hebung sind zusätzlich noch Hubhöhe und Füllgrad vorgegeben, gilt es doch, ein klares Ziel zu erreichen. Für Ungenauigkeiten und willkürliche Abweichungen ist hier kein Platz! Doch eben diese Eindeutigkeiten und diese Verlässlichkeit macht das Löffeln so besonders und so beliebt.
Beim Konturenlöffeln haben sich unterschiedliche Rollen etabliert. Während der erste Löffel sowohl geografische Ausrichtung als auch die Lage im Raum festlegt, müssen der oder die Folgelöffel die Feinabstimmung übernehmen um so die angestrebte Maximalanpassung zu erreichen. Während dieser Justage Tätigkeiten verharrt der erste Löffel eher still und passiv um den Erfolg nicht durch andauernd notwendige Neukalibrierungen zu verzögern. Durch Hinzunahme weiterer Löffel wiederholt sich dieses Procedere der Anpassung, wenn auch nicht mehr in so aufwendigem Rahmen.
Letztendlich ist der Löffel, Wegbegleiter und Unterstützer, verlässlicher Freund und Tröster, aber auch wieder abzugeben. Und das glücklicherweise ungeachtet dessen, ob man Jahre zuvor mit einem güldenen oder silbernen Exemplar im Mund geboren wurde. Das beruhigt.


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