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Boga Boga in Tansania

  • lawo66
  • 5. Apr. 2023
  • 16 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 22. Dez. 2023

Der Kurzbericht zu einer Safari-Reise in Tansania und einer Badewoche auf Sansibar ohne Motorrad aber mit 4000PS-Landcruiser.


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  1. Teil 1 - Reisen mit Reisebüro, Teil 1

  2. Teil 2 - Rund um den Klimanjaro, Serengeti und Ngorongoro

  3. Teil 3 - Sansibar

  4. Teil 4 - Reisen mit Reisebüro, Teil 2

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Teil 1 - Reisen mit Reisebüro, Teil 1


Als internetaffiner Zeitgenosse ist man es ja gewohnt, alles und jedes per Google und Konsorten zu recherchieren, zu kaufen, zu organisieren. So auch Reisen. Man besucht booking.com und expedia.de, man liest Rezessionen und Berichte von Vor-Tätern und man checkt und analysiert die vorhanden Datenmenge gemäß seiner Möglichkeiten. Auch als begeisterter Planer von Motorradtouren und Städtereisen hatte ich bislang noch nicht das Bedürfnis nach einem Reisebüro. Was, so mein Zugang, bekomme ich an zusätzlicher Info durch diese Profis und für was an Dienstleistung bezahle ich eigentlich?


Durch meine innerfamiliäre Planungshoheit von Reisen ins In- und Ausland ist die Möglichkeit, mich selbst zu überraschen, eher überschaubar. Nachdem schätzungsweise 100% der Ausflüge, Trips, Kurz- und anderer Urlaube durch mich organisiert werden, erübrigt sich auch meine diesbezügliche Vorfreude bei potentiellen Beschenkungsterminen.

Zumindest war das bis vor kurzem so.

Meine beste Ehefrau traute sich tatsächlich und im Dezember 2022 war es dann soweit: ich wurde zwecks Auswahl in ein Reisebüro gebracht. Zwei mehr oder weniger fertige Reisen standen bereit, beide führten nach Afrika und meine Wahl fiel relativ schnell und eindeutig auf die Safari-Badeurlaub-Kombination. Beides waren sogenannte Traumreisen, beide hatten Natur und Expedition im Programm, bei beiden gabe es Relax-Tage und Aussicht auf Sonnenbrand. Der Unterschied lag im Zielgebiet: Tansania oder Südafrika.

Es wurden Details besprochen, Festlegungen getroffen, Anzahlungen getätigt. Das Reisebüro punktete mit großem Wissen über die lokalen Gegebenheiten. Vom exotischen Flughafen bis zur artgerechten Safari-Bekleidung, alles war bereits bekannt und zig Mal erfahren. Sehr praktisch.

Mein Zutun beschränkte sich auf den Erwerb eines Tauchscheines, die Buchung eines Parkplatzes am Flughafen Wien und das Sich-Freuen. Auch sehr praktisch.


2-3 Wochen vor dem Start kamen doch noch Themen auf. Es must noch ein Visum online gekauft werden, die Impferei (Corona) war nicht restlos geklärt (Impfpass reicht? Gelbfieber ist empfohlen? PSE Test für Einreise?) und der Inlandsflug (Sansibar ist Teil Tansanias) braucht nun doch einen eigenen Antrag? Oder nicht? Außerdem gibt es zwar eine Tauchbase am Hotel, diese antwortet auf Anfragen aber nicht.



Teil 2 - Rund um den Kilimanjaro, Serengeti und Ngorongoro


Nicht einmal 20 Stunden (reine Flugzeit 7+3h) und man befindet sich, nach einem Zwischenstopp in Addis Abeba, am Fuße des Kilimanjaros und in einer anderen Welt. Den örtlichen Flughafen überquert man zu Fuß, es ist warm und interessanterweise wird das Gepäck hier auch vor der Einreise durch einen Scanner befördert. Wie überall in Afrika sind auch hier die Schuhe das Hauptrisiko (ausziehen und getrennt durch die Maschine laufen lassen), weil ja bekanntermaßen gerade in Freizeitschuhen (Turnschuhe und leichte, bequeme Teilchen für die Damen) die hohen Sportschuh-Absätze zum Verstecken von Bomben und kleinen Panzern einladen.

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Alles läuft aber sehr entspannt, die Beamten sind nett und gut drauf und nachdem man den Eintritt (Visum) entrichtet hat und jedes Papier 3mal gestempelt wurde, ist man in Tansania.


Vor dem Gebäude wartet bereit unser Tour-Guide mit Schild. Ein großer, freundlicher und moderner Massai (im Gegensatz zu vielen traditionellen Stammesbrüdern) namens Israel. Das Gepäck wird verstaut, das Abenteuer beginnt. Israel spricht recht gut deutsch (die Aussage, dass sein Wagen 4000PS hat, verbuche ich unter Sprachschwierigkeiten), gut englisch und noch besser Swahili. Die zwei Stunden Fahrzeit bis zur ersten Unterkunft vergehen wir im Flug, wir fragen viel und bekommen noch mehr Antworten. Wir staunen über die grandiose Landschaft und das offensichtlich nicht vorhandene Umweltbewusstsein der Bewohner.

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Der Dreck auf den Straßen ist enorm und die kurzen Blicke in die Seitengassen lassen vermuten, dass es weiter hinten eher schlimmer wird. Die Zufahrt zur Unterkunft in Arusha ist selbst für die örtlichen Motocross Fahrer nicht leicht zu bewältigen, die Anlage selbst gleicht einer Festung. Umgeben von einer 2m hohen Mauer erwartet uns eine Lodge der Oberklasse, geführt von einem Niederländer.

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Der Garten ist ein gepflegtes aber naturbelassenes Paradies, die Angestellten freundlich und Pool und Restaurant sind authentisch eingerichtet bzw. bestückt. Obst gibt es jederzeit frisch vom Baum, die lokalen Biersorten haben im Schnitt 1-2% weniger Alkohol als zuhause und auf Leitungswasser verzichtet man lieber. Aus Gewohnheit machen wir abends noch einen Spaziergang nach "draußen" , ganz zum Erstaunen unserer Gastgeber.

Am nächsten Tag geht´s weiter zum Lake Manyara und dem dortigen Nationalpark. Man fährt per Allrad-Jeep auf, naja, Straßen und, ähnlich der Situation wenn bei uns zuhause Gemsen den Weg kreuzen, laufen dort Zebras, Giraffen, Elefanten und anderes Getier völlig unbeeindruckt von den Gaffern herum. Der Umstand, alleine mit unserem Guide zu sein, fing an, sich bezahlt zu machen. Ohne große Abstimmungen und Diskussionen erkundeten wir das Areal, wurden mit tollen Anblicken (inklusive Leopard) belohnt und staunten über die gebotene Fauna und Flora. Abgesehen von den vorkommenden Tier- und Pflanzenarten hätte dieser Park aber genauso gut in Kärnten sein können, so kams zumindest mir vor.

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Abends noch frisches Obst bei den Bananendamen gekauft (unser Israel kannte dort wirklich jeden) und es ging zur zweiten Unterkunft. Wieder war die Lodge ausgesprochen authentisch und wieder blieben wir nur eine Nacht (in einem Luxus-Zelt). Abendessen und Frühstück im netten, offenen Restaurant.

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Am nächsten Vormittag ging die Fahrt entlang des Randes des berühmten Ngorongoro Kraters (in den Krater selbst kamen wir erst 3 Tage später) in Richtung Nord-Westen, hin zur berühmten Serengeti. Also das war definitiv nicht mehr Kärnten! Eine unvorstellbare Weite tat sich vor uns auf, das Land reichte bis zum Horizont und hinter den kaum nennenswerten Hügelchen kam der nächste Horizont. Schon ohne Tiere war dieser Anblick für uns ein Erlebnis (Seebären kennen natürlich den Blick bis zum Horizont aber hier schreibt ja ein Binnen-Ösi).

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Auch die Serengeti kennt, abgesehen von einem imposanten Eingangsportal, keinerlei Zäune oder definierte Grenzen. Die Landschaft hört einfach nicht auf (ein Quadrat mit 120km Kantenlänge). Man fährt und fährt, anfangs noch tatsächlich auf erkennbaren Straßen, und staunt über Schirm-Akazien, schier endlose Gnu-und Zebraherden und die Fähigkeiten der Stoßdämpfer des Land Cruiser.


Israel hatte Bordfunk und war so permanent in Kontakt mit anderen Guides. Natürlich war eines der Ziele, Raubkatzen zu sehen und das bekamen wir auch zu genüge. Wir sahen nicht nur faul in der Sonne liegende Löwen (man wird verwöhnt mit der Zeit), sondern auch erfolgreich jagende Geparden, Löwen, die ihre Beute gegen Geier verteidigen, Elefantenbullen, die uns per Trompete unsere Grenzen aufzeigen und vieles mehr. Zweieinhalb Tage Serengeti liefern so viele Eindrücke, dass es noch dauern wird, alles zu verarbeiten.

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Der Duft der Luft am Morgen war genauso exotisch wie die unbekannten Geräusche in der Nacht, Impalas nicht weniger interessant wie Hyänen, Warzenschweine oder Sekretäre (Vogel).

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Unser Camp Kati Kati lag mittig in der Serengeti (der Name bedeutet "halbe-halbe" auf Massai) und war wieder einmal etwas Besonderes. Ein Zelt-Dorf, das, für lokale Verhältnisse wahrscheinlich mit 4 Sternen versehen, uns schon ein wenig abverlangte. Nicht nur, dass man ausschließlich mit Begleitung unterwegs sein durfte (unser Zelt lag etwa 200m vom zentralen Essenszelt entfernt), auch die Ausstattung vermittelte Campingfeeling. Das Pump-WC lieferte nur mäßig und widerstrebend Spülwasser, die Dusche musste von außen aufgefüllt und hochgezogen werden (der entsprechende Mitarbeiter stand dabei hinter dem Zelt und fragte im halbminutentakt "finished?" um das Wasser dann weiter zu reichen) und vor allem: es gab dort nichts. Nur Gegend.

Eine beeindruckende Gegend. Und genau das hatten wir uns erwartet. Das erzwungene Nichtstun. Sitzen und sich unterhalten, ins Feuer schauen und Kaffee oder Bier trinken. Genial!

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Nach zwei Tage gings zurück, wir verließen die Serengeti wieder und bezogen Quartier in der nächsten Lounge, diesmal wieder eine Unterkunft in der gehobeneren Kategorie.

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Ein parkähnlicher Garten, die obligatorische Poollandschaft, Restaurants mit meterweise Buffet und Klos, wo das Wasser nicht ausgeht - auch wieder schön. Durch den Beginn der Regenzeit kamen wir auch in den Genuss allabendlicher Regengüsse. Es kühlt dabei kaum ab, wird aber um einiges feuchter. Die Tloma-Lounge nutzen wir auch als Basis für den Ausflug in den Ngorongoro-Krater (19x21km, die Ränder zwischen 300 und 600m hoch). Der Swahiliname bedeutet kleine Schüssel und erklärt, warum das Becken des Kraters als abgeschlossenes Ökosystem gesehen werden kann. Kein Tier dort hat anscheinend Bedarf, den umgebenden Wall zu besteigen und so den Krater zu verlassen. Strenger als in der Serengeti wird auf das Einhalten der Fahrbahnen (nicht verleiten lassen, wirklich Straßen zu erwarten) Wert gelegt, was bedeutet, dass Tiere, die nicht in die Nähe dieser Pfade wollen, unerreichbar bleiben. Trotzdem sahen wir genug, wieder war Israels Bordfunk im Einsatz und wieder waren die geballten Eindrücke fast zu viel für uns. So viele Tiere, so viele interessante Pflanzen, Bäume, Menschen - kein Wunder, dass man zu selektieren beginnen muss und anfängliche Sensationen als schon gesehen abtut.

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Auf dem Weg zum Flughafen nach Sansibar noch schnell ein paar Möbel gekauft ...





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... ein Mittagessen in einer exklusiven Coffee-Lounge




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und dann der sehr spezielle Flughafen in Arusha:







Fazit: sowohl Land als auch Leute sind sehr beeindruckend. Es gibt Armut und Arbeitslosigkeit, fehlende Perspektiven wegen mangelnder Ausbildung - aber es gibt auch ehrliche Freundlichkeit, viel Lachen und Spaß. Kinder in Schuluniformen heißen einen willkommen, Hakuna Matata ist allgegenwärtig und das beliebte bule bule (von meiner Frau in boca boca umgetauft) beschreibt das vorherrschende Lebensgefühl "schön mit der Ruhe" wohl am besten.

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Straßenverkäufer wollen verkaufen, werden aber nicht zu lästig und das Handeln gehört zum guten Ton und zeigt Respekt. Vieles funktioniert anderes als in Europa und vieles funktioniert gar nicht, aber nicht alles ist schlechter als bei uns. Man hat dort Zeit, sich um sich und die Familie zu kümmern. Man ist nicht getrieben und es dauert eben, solange es dauert. Nicht einfach für einen Mitteleuropäer -und man kommt zum Nachdenken.

Die Safaris selbst sind der absolute Wahnsinn wenn man sowas mag. Nicht jeder fährt gerne 6 Stunde im Rüttel-Jeep ("afrikanische Massage") über Stock und Stein, aber wenn doch: es ist grandios, was dort alles geboten wird.



Teil 3 - Sansibar


Obwohl Sanzibar (Sansibar) politisch zu Tansania gehört und nur 50km vom Festland entfernt ist, unterscheiden sich die Gegebenheiten sehr deutlich. Die Insel ist vergleichsweise dicht besiedelt, die Einwohner eine Spur berechnender in ihrer Freundlichkeit und der Unterschied zwischen touristisch genutzt und ursprünglich ist noch deutlicher als im Stammland auf dem Kontinent.

Bereits die Ankunft am Flughafen war nicht so bule bule wie in der Woche zuvor. Die untereinander konkurrierenden Kofferabnehmer, zubetonierte Flächen, der allgemeine Geräuschpegel und die sehr liberale Einstellung zu Verkehrsregeln in Stone Town (zu dieser Stadt später mehr) bewegten uns dazu, den Plan, die Insel auch per Motorrad zu erkunden, bereits nach wenigen Minuten fallen zu lassen. Der Linksverkehr war weniger das Problem, sondern, dass LKWs Busse überholen, die ihrerseits gerade PKWs überholen, die gerade an Fahrradfahrern mit turmhohen Frachtgutaufbauten vorbeifahren. Davon lässt man sich auch vom Gegenverkehr nicht abhalten. Sobald man nennenswert schneller als der Vordermann sein kann, wird überholt. Trotzdem - kein einziges Mal schien unser Fahrer irgendwie beunruhig, nie wurde gehupt oder sich aufgeregt, man besteht einfach nicht auf sein Vorfahrtsrecht und macht Platz (so man hat) und irgendwie läuft der Verkehr flüssig. Links zu überholen ist dabei ebenso üblich wie die klassische 3-Personen-Besatzung auf Mopeds. Bodenmarkierungen und Verkehrszeichen tragen nur zum bunten Stadtbild bei, Helm- und Gurtpflicht sind zwar gesetzlich, werden aber nicht weiter beachtet.

Die Insel ist um vieles grüner als das Mutterland. Hüben wie drüben liegen Dörfer an der Straße, wo sich auch das gesamte Leben abspielt. Die Bevölkerung ist mehrheitlich muslimisch (zwischen streng verschleiert und offener Haarpracht - friedlich nebeneinander) und Umweltbewusstsein spielt hier (mangels Natur, die man vermarkten könnte) überhaupt keine Rolle. Überrascht wird man durch die große Anzahl an Schulen (getrennt nach Geschlecht und Konfessionen), die durch unterschiedliche Uniformen gut zu erkennen und zu unterscheiden sind (7 Jahre Schulpflicht in Tansania).

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Nach etwa 1,5 Stunden erreichten wir unser Hotel gegen 19:00. Noch hermetischer abgeschottet als die Safari-Lodges, noch mehr Security am Tor, Checklisten und Sichtprüfung inklusive. Und dann: wieder mal eine andere Welt! 5*Plus an allen Ecken und Enden - bereits die Rezeption war überwältigend,

ein Blick in Richtung Strand zeigte ein beleuchtetes Paradies und, nach kleineren Unstimmigkeiten das Zimmer betreffend (siehe Reisen mit Reisebüro), landeten wir in unserer Suite. Wow!

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Ein Hotel dieser Kategorie lässt praktisch keine Wünsche offen. Das Personal war schon fast unnatürlich freundlich, die Einrichtungen waren allesamt top gepflegt und sauber. Trinkwasser aus der Leitung, Zimmerservice zum Aufschlagen der Betten, tägliche Blumen-Deko und Kokosnüsse bei Bedarf frisch vom Baum - alles Dinge, die wir beide nicht brauchen - aber schön war´s doch :-)

Durch die beginnende Nachsaison war da Hotel zu etwa50% belegt, was aus unserer Sicht eher Vor- als Nachteile bietet. Weder beim Essen, noch am Pool oder am Strand musste man nach freien Plätzen suchen, es gab nirgends Gedränge, keine lauten Horden, die einem das "Nachmittagsnachdenken" auf der Sonnenliege verderben konnten.


Zwischen Hotel und Meer liegt der obligatorische Relax-Bereich mit wirklich bequemen Liegen unter großen, stabilen Echtholz-Sonnenschirmen. Ein unglaublich weißer Sandstrand mit "ohne Müll"-Prädikat, kristallklares Wasser, Seesterne und Muscheln ohne Ende.

Um diese Jahreszeit ists warm, aber nicht brütend heiß (natürlich ist das Eincremen Pflicht für eine zarte Mitteleuropäer-Haut) und das Wasser ist vom Sommer noch angenehm erwärmt. Allerdings, und das merkt man erst wenn man es nicht hat, fehlte uns die kühle Brise zwischendurch. Es ist 27-32 Grad warm - und zwar rund um die Uhr. Kein frischer Morgen, keine Abkühlung im Meer, kein thermisch bedingtes Zusammenkuscheln am Abend. Auch Gewitter bringen nur Wind und Regen, keine Abkühlung.

Deswegen ist auch jeder Raum klimatisiert und mit unglaublichen 19 Gad vor eingestellt (wir hatten am Ende mit 26-27 Grad noch immer einen kühlenden Effekt). In jedem Taxi, im Fitnesscenter und beim Wellness - überall diese künstliche Eiseskälte (ich habe keine Ahnung, wie die Einheimischen, die ja pausenlos diese Klimazonen durchwandern, das aushalten.

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Eine für uns große Erfahrung war es, dass es auf Sansibar absolut nichts zu tun gab. Morgentoilette, Frühstück, Bikini und Badehose und es ist grad mal 09:00 morgens. Wir waren anfangs echt überrascht und auch etwas überfordert von dieser Menge an Zeit, die uns zur Verfügung stand. Man geht zum Strand, bezieht Quartier im Schatten und schaut sich um. So wie gestern denkt man sich und es ist bereits 09:10.


Das erzwungene Nichtstun und der Umgang damit ist eine recht interessante Selbsterfahrung. Im ersten Reflex ist man versucht zu denken, dass man damit nicht umgehen kannte. Vielleicht mal einen Nachmittag faul herumliegen, ok, aber dann? Ich glaube, dass, wenn wir vorher gewusst hätten, dass auf Sansibar weder Wassersport noch Inselerkundigungen auf eigene Faust möglich sind, wir uns ernsthaft anderweitig umgesehen hätten.

Aber wir wurden eines Besseren belehrt. Wie viel ein paar Tage relaxen wirklich bringen können, wenn man Entspannung nicht mit Freizeit-Aktivismus verwechselt, zeigte sich bereits nach 2,3 Tagen. Lesen und Diskussionen über die Ideen in den Büchern, simples Nachdenken über das eigene Leben, die Ziele und Werte die man hat und spürt und das Austauschen darüber kann sehr entspannend und auch sehr zeitintensiv sein. Als Gegenpol zur ersten, körperlich aktiven Safari-Woche waren diese Tage eher für den Geist erfüllend und machten den Urlaub sozusagen komplett.


An zwei der acht Tagen hatten wir tatsächlich auch Programm. Gleich zu Beginn buchten wir ein snorkeling and swimming with dolphins, standesgemäß bei Captain Bruno, einem netten Strandverkäufer. Bereits am nächsten morgen gings los und schon nach 1 Stunde Bootfahrt (!) waren wir, zusammen mit anderen 20 Booten an einem Ort im Meer, wo es Delphine geben sollte. Alleine die Situation, 20 kreisende Boote auf geschätzten 2000m² mit etwa 200 Touristen war grotesk. Kein Wunder, dass kein Delphin sich sehen lies, wozu auch? Ganz verwegene Touristen sprangen auf der Suche nach Flipper mit Maske und Schnorchel ins Meer und vertrieben wohl noch die letzten Fische aus diesem Gebiet. Ein kollektives "Ohhhhh" lies uns allerdings vermuten, dass doch jemand irgendetwas gesehen haben musste - oder es war ein Marketingtrick der Bootsführer. Nachdem man durch Krawall und Geplantsche alles vertrieben hatte was zu vertreiben war, fuhren wir weiter zum snokeling (30 Minuten), weil die Korallen nicht so schnell flüchten können.

Dasselbe Bild auch dort, allerdings noch erbärmlicher. Noch mehr Boote, noch mehr Leute. Dabei auch Experten, die abtauchten um Korallen zu pflücken, sie dann mit nach oben nahmen um sie bei Licht zu betrachten ... ich selbst sah ein paar bunte Fische, unspektakuläre Korallen (bzw. das, was die Heerscharen von Touristen davon übrig gelassen hatten) und meine Frau im Bikini, auch schön. Nach diesem Erlebnis wurden wir auf einer Sandbank mit frischem Obst verköstigt und schon gings zurück zum Hotel (1,5h).

Ein toller Trip, aber für ein Urlaubsparadies am Meer eindeutig zu wenig. Unsere geplanten Tauchgänge ließen wir fallen, nicht nur, weil es wohl dasselbe wir das Schnorcheln gewesen wäre, wenn auch 3 Meter tiefer und 3 mal so teuer, sondern auch weil der Anblick der lokalen diving center nicht unter vertrauensbildende Maßnahmen fiel.


Der zweite Ausflug war von Freunden, die zeitgleich und 4 Hotels weiter ihren Urlaub auf Sansibar verbrachten, geplant bzw. gebucht worden (Andrea und Georg sind Vielreiser und dementsprechende Profis was das Reisen angeht).

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Viel Interessantes wurde vermittelt und zumindest für mich war viel Neues dabei, etwas störend fand ich allerdings, dass ausnahmslos jeder für alles tips erwartet. Touristen werden mit Kronen aus geflochtenen Blättern bestückt, die Damen bekommen geflochtene Handtaschen, es werden (Blatt)Ringe für die Touristen gefertigt .. natürlich gegen tips und ohne, dass man dem entkommen kann.


Danach ging es weiter nach Stone Town, der Altstadt der Hauptstadt Sansibars, und dort gleich zum Hafen um ein Boot zu besteigen, das uns zur Gefängnisinsel brachte. Diese Insel diente tatsächlich noch vor einigen Jahrzehnten als Gefängnis und erinnerte stark an die Bilder, die man von Film Papillon im Kopf hat. Britische Baukunst in den Tropen. Was bei uns als enge Einzelzelle durchgeht, war für 6 Insassen bestimmt. Kein fließendes Wasser und die herrschenden Temperaturen lassen nur vermuten, wie unmenschlich die Verhältnisse gewesen sein mussten.

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Mittlerweile hat man, als neue Einnahmequelle (Eintritt sowie Beitrag zum Schutz der Tiere), eine recht stattliche Schildkrötenpopulation auf dieser Insel untergebracht. Riesige Tiere, sehr entspannt und gut genährt, sind zuhauf zu sehen und freuen sich über Kratzeinheiten und Gemüsespenden (Tip-Box stand bereit). Zurück gings wieder per Boot (mit Tip-Box), vorbei an der Schlangeninsel zum Hafen von Stone Town.

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Sehr nah an der Anlegestelle stehen zwei bemerkenswerte Häuser. Zum einen das wohl einzige intakte Haus der Stadt (ein nagelneues Hotel), zum anderen das Geburtshaus des Herrn Bulsara (später bekannt als Freddie Mercury).

Als einzigartige Besonderheit dieser Stadt kann man den Umstand betrachten, dass es in Stone Town absolut keine Hotspots für Touristen gibt (abgesehen vom oben erwähnten Geburtshaus). Es gibt weder Parks oder Kaffeehäuser, es gibt nirgends Sitzbänke oder andere Möglichkeiten, sich auszuruhen. Kein Strassencafe, kein kühles Blondes zwischendurch, nix!

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Was es aber gibt ist jede Menge kleine Gassen, Unmengen von Mini-Shops mit Andenken, Krimskrams und natürlich Gewürzen, Verkehr und Gedränge ohne Ende und Düfte und Gerüche, wo man 50% eher gerne vermieden hätte.

Unser Guide führte uns durch ein Labyrinth an Gassen und verwinkelten Schleichwegen, vielleicht 2m breit (trotzdem fuhren noch Motorräder durch), und nach etwa 15 Minuten standen wir vor einer Edelstahl-Aufzugstür. Wir kamen in eines der wenigen Restaurants für Ausländer, auf jeden Fall in das mit dem schönsten Rundum-Ausblick in der 5.te Etage eines Gebäudes. Das verspätete Mittagessen war toll, Bier gabs auch und so machten wir uns auf den Weg zum Marktplatz der Stadt, den nun wirklich alles lieferte, was man so braucht.

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BHs hingen neben Ziegen(?)häften, alle Sorten von Gemüse waren da, Turnschuhe, Schraubenzieher und Gewürze gab es ebenso wie fantastisch geschnitzte Holztüren, Erdnüsse und Auspuffanlagen. Das war genau nach unserem Geschmack. Viel Trubel und viele Leute, Feilscherei um jede Packung Gewürze, untermalt mit theatralischen Gesten (beidseitig) - das macht Spaß. Natürlich haben wir am Ende immer noch zu viel bezahlt, aber das hält man aus als Tourist.

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Mein Resümee zu Stone Town ist aber durchaus positiv. Es ist eine Stadt in einem anderen Kulturkreis und das spürt, riecht und sieht man an allen Ecken und Enden. Besser diese Variante als noch eine touristenverseuchte Hauptstadt ohne eigenes Profil - ganz ehrlich: wer würde schon erkennen, ob er in Sarajevo oder Hamburg sein Bier im Touristenviertel trinkt? Dass man sich aber in Stone Town befindet, das merkt aber.


Fazit:

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falls man alleine reist oder mit einem Partner, mit dem man nicht viel sprechen möchte, empfehle ich viele gute Bücher und noch mehr gute Nerven. Zeit mit sich selbst zu verbringen, kann ziemlich herausfordernd werden und verlangt nach der Fähigkeit zur Selbstreflexion und Gelassenheit. Beides ist nicht immer vorhanden.


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Top Hotels gibt es überall, die Landschaft beschränkt sich auf das Meer, einen makellosen Strand und einen gepflegten Garten - man muss nicht unbedingt nach Sansibar, aber wenn man Ruhe und echte Entspannung sucht, ist diese Destination empfehlenswert.












Teil 4 - Reisen mit Reisbüro, Teil 2


Zurück in der Heimat und noch immer sind nicht alle eindrücke verarbeitet. Die letzten beiden Wochen waren voller Information, voller Neu- und Besonderheiten für ein durchschnitlicher mitteleuropäisches Gehirn. Es wird wohl noch eine Weile dauern um alles zu kategorisieren und abzuspeichern.

Allerdings ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um die Dientleistungen des Reisebüros und des lokalen Reiseveranstalters (Safari) zu beurteilen. Es geht nicht darum, jetzt im Nachinein herumzumeckern sondern ich versuche, eine Art Feedback zu liefern - weitab vom Anspruch allgemeiner Gültigkeit. Bei anderen Büros, bei anderen Veranstaltern, bei anderen Hotels mag das alles ganz anders aussehen, vielleicht bekommt man aber einige Hinweise, was auf so einer Reise wirklich zählt.


A) Reisebüro

Am besten funktioniert hat die Buchung der Flüge (inklusive Aufpreis für Sitze am Notausstieg, man wird ja nicht jünger) und das pre-check-in. Allerdings ist das nichts, was nicht auch ein einigermaßen erfahrener Privatmensch auch leisten kann. Natürlich gibts für Reisebüros entsprechende Kontingente und man hat schon Wochen vorher die Sicherheit der professionellen Buchung - aber das ists dann auch schon.

Was weniger klappte, war das Einhalten von Versprechungen. Besonders der zweite Teil der Reise (Hotel auf Sansibar) war zu Beginn etwas getrübt. Das Zimmer (die Suite), obwohl auf höchstem Niveau, hatte nicht die Lage, die uns zugesagt worden war (meine Frau freute sich auf das Meer bei offener Terassentür und bezahlte auch ordentlich Aufpreis dafür!), solche Räumlichkeiten gabs aber in diesem Hotel überhaupt nicht. Wie gesagt, die Suite selbst war Top, das 5*Hotel sehr gepflegt und sauber, der Strand ein Traum und das Personal äußerst hilfsbereit und freundlich. Wenn man aber mit der Vorstellung anreist, direkt us dem Bett ins Meer springen zu können, stören eben die 200m dazwischen sehr ... den Vorwurf der Fehlinformation kann ich dem Reisebüro daher nicht ersparen.

Auch das Tauchen spielt auf Sansibar keine große Rolle. Bereits im Vorfeld haben wir darauf hingewiesen, dass weder Hotel noch Tauchbase besonderes Interesse an unseren Mail-Anfragen hat (keine Antwort), doch wurde uns versichert, dort alles vorzufinden was man benötigt. Zwar waren wir beim Schnorcheln (für einige Fische und Korallen fuhren wir 1,5h mit dem Boot), aber durch die Masse anderer Touristen war die Freude daran überschaubar. Gerätetauchen wäre zwar möglich gewesen, wurde aber ähnlich attraktiv angeboten wie segeln im Gebirge. Den Tauschschein hätte ich für diesen Urlaub nicht benötigt, dem Reisebüro ist vorzuwerfen, dass sie, obohl dieser Wunsch bekannt war und ich davon ausgehe, dass Profis die lokalen Gegebenheiten kennen, keinesfalls darauf hingewiesen haben, dort eher schlecht tauchen zu können (eher das Gegenteil war der Fall).

Zusammenfassend passierten zu viele Fehler in der Kommunikation, waren zu viele Dinge nicht so wie verkauft um eine Empfehlung auszusprechen. Von professionellen Dienstleistern erwarte ich für Reisen in der Luxuskategorie auch entprechende Informationen und Kümmerei.


B) Safari-Veranstalter

Natürlich ist eine Safari selbst schon ein "Bringer", den man kaum versemmeln kann. Trotzdem sind uns viele Gegebenheiten aufgefallen, die wir erwähnenswert finden. Noch dazu alles im positiven Bereich.

Bei uns waren glücklicherweise echte Profis am Werk. Unser Hauptansprechpartner war unser Guide, ein lokaler Massai-Führer. Eine gewisse Höflichkeit, Freundlichkeit und Freude am Job setzt man ja voraus - noch besser ist es allerdins, wenn diese Attribute unaufgeregt gelebt werden. Freundlich aber nicht schleimig, bestens vernetzt und überall beliebt, kompetent und kundenorientiert, so war "unser" Israel. Auch im Hintergrund arbeiteten Leute der Agentur an unserer Woche, so war ein Vertreter praktisch jederzeit erreichbar, Flüge wurden bestätigt, Einweisungen und Erklärungen geliefert usw. Alles sehr nett und professionell. Die Leute dort verstehen ihr Geschäft.

Einen kleinen Kritikpunkt gib es dennoch: nachdem unsere Safari als Rundreise angelegt war (7 Tage, 6 Nächte in 4 Lodges) rechneten wir bereits im Vorfeld mit vielen Stunden im Jeep. Letztendlich ist uns aber aufgefallen, dass es, bei entsprechender Planung, auch sehr viel kürzer gegangen wäre. Wege, die wir doppelt und 3fach gefahren sind, hätte man durch Wahl einer anderen Unterkunft leicht vermiden können. Aber vielleicht gibts entsprechende Verträge dieser Tour-Agentur nur mit ausgewählten Lodges (?).



C) Hotel auf Sansibar

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Ein 5*PlusHotel liefert naturgemäß ein angenehmes Umfeld. So auch dieses.

Top Lage, alle Angebote (fest installierte Schirme am Strand, Handtücher usw.) wurden unkompliziert und sehr freundlich angboten. Der Getränke- und Massageservice war immer bemüht aber nie aufdringlich. Die diskrete Security hielt allzu geschäftstüchtige

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Strandverkäufer fern und an der Rezeption wurde geholfen und informiert. Wir hatten den Eindruck, die Angestellten arbeiten gerne dort und demenstprechend verbreiteten sie permanent gute Laune.


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Die Suite war groß und top ausgestattet. Wasser, Kaffee, Handtücher wurden täglich gewechselt. Alles war stets sauber und gepflegt. Die Terrasse war groß genug um auch bei Gewitter den Kaffee zu genießen. Frühstück und Abendessen gabs in der


Buffet-Variante mit jeweils sehr breitem Angebot und Tischbedienung für die Getränke.

Wie in allen Hotels auf Sansibar befanden auch wir uns in einer Art Gehege. Das bewachte Eingangstor reicht für jede vernünftige Burg, die Strandpolizei verhindert ein Einsickern fremder Gäste oder gar Einheimischer und links und rechts sind definierte Grenzen zu den Nachbarhotels. Man kennt das ja aus anderen Destinationen, das Gefälle zwischen innen und außen ist auf Sanibar allerdings schon recht groß.


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