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Norwegen 2025

Aktualisiert: 4. Aug.

Teil 1 von 3 - die Anreise

Nach 8 Monaten Planung und Vorbereitung gings also endlich los!


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3 Tage vor dem eigentlichen Start wurde begonnen, die Koffer und Taschen zu bestücken. Immer mehr Einzelteile wurden zu den jeweiligen Haufen gelegt, die etwa 20 verschiedenen Akku-Geräte wurden geladen, Massenspeicher vorbereitet und Reservebatterien hergerichtet.

Um alle Vorurteile zu bestätigen teilten wir das Mitzunehmende entsprechend auf. Der Küchenkoffer war von Anfang an Claudias Hoheitsgebiet. Ein paar Konservendosen aus der Heimat, die Grundausstattung an Geschirr und Besteck, Gaskocher und Abspülzeugs, Geschirrtücher – das war´s. Und schon unterlief uns der erste Fehler: vergessen wurden Salz und Frischhaltebehälter (die tief in Norwegen dann nachgekauft wurden).


Ein anderer Koffer beinhaltete alles, was mit Reservekleidung zu tun hat. Ein zweites Paar Handschuhe (inklusive Gummiüberzug), Innenhosen und Innenjacken, dazu noch Regenkleidung. Dann der Technikkoffer mit allerlei Werkzeug, Campingartikel (Beleuchtung, Bluetooth-Lautsprecher, Kettenspray, Kamerazubehör. In Koffer Nummer 4 hatten wir unsere Wäsche für 3 Wochen drinnen. Die Kosmetikartikel und sämtliche USB-Kabel samt Stecker fanden sich in der Hecktasche meiner (viel) besseren Hälfte wieder.

Nachträglich kann ich sagen, dass wir kaum etwas zu viel mithatten. Das Werkzeug wurde glücklicherweise nicht benötigt, aber alles andere hatten wir in Verwendung (die Regenkombis leider öfter als uns lieb war). Was fehlte und wirklich ärgerlich war: Bücher (= Fehler Nummer 2).


Viermal Reifendruck, zweimal Mesh-Funktion waren überprüft, das Checken der Checkliste war mehrmals gecheckt worden, die notwenigen Papiere waren in den richtigen Tankrucksäcken und sogar Taschentücher hatten wir dieses Mal von Anfang an dabei. Was wir nicht hatten (Vergessen Nummer 3) war Bargeld – wir fuhren tatsächlich ohne eine Münze von zuhause weg (brauchten wir aber tatsächlich in den 3 Wochen kein einziges Mal).

 

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Pünktlich um 7:37 gings los (19.6. Feiertag). Die ersten beiden Tage waren mäßig unterhaltsame Autobahnorgien (jeweils 590km). Erste Station war dabei Hof in Bayern (eine schmutzige Stadt mit einer der besten je gegessenen Pizza und (auch die Gnocchi waren sensationell) und das Ende des zweiten Tages war in Lübeck.


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Der dritte Tag begann mit der Besichtigung des Holstentors (no na) und einem Besuch in DER Akustikkaderschmiede überhaupt: der Akademie für Hörakustik. Danach, gegen 13:00, gings zur Fähre nach Kiel und damit startete unser eigentliches Abenteuer.



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Die Fähre war 6 Monate zuvor gebucht worden (natürlich auf der norwegischen homepage,

weil dort die Kosten deutlich niedriger sind) und nach dem Einreihen in der entsprechenden Wartespur am Hafen sahen wir uns einem wahren Monster gegenüber: der Color Magic der Reederei Color Line. Mit Abstand das größte Schiff auf dem ich je gewesen bin (was bei Österreichern vielleicht nicht so viel heißt, aber das Teil war wirklich riesig). Autos, Busse, Campingwagen, LKWs und jede Menge Menschen .. der halbe Hafen verschwand im Bauch der Color Magic. Die Motorräder wurden festgezurrt und wir nahmen nur das Gepäck für die Nacht mit nach oben.


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Glücklicherweise hatte ich im Vorfeld eine sehr vernünftige Kabine gebucht und wir genossen jede Minute dieser 19 stündigen Überfahrt. Die Restaurants boten gute Snacks zu bezahlbaren Preisen, es gab Bier und großartige Aussichtsplattformen. Das Wetter war einwandfrei, der Wind blies und es war einfach schön durchs Schiff zu schlendern und über die uns fremde Welt zu staunen. Playback-Sänger, ein Casino, Fitnessraum (wozu das denn?) - alles da und nicht genutzt. Vielmehr genossen wir beim Zusehen.




Tag 4 begann in Norwegen, im Fjord von Oslo. Gegen 10:00 legten wir an, checkten aus und waren nun tatsächlich da. Skandinavien!

Nach 45 Minuten Fahrzeit waren wir aus der Stadt draußen, nach einer weiteren Stunde verließen wir endgültig Hektik und Verkehrsaufkommen. Keine Ampeln mehr, keine Staus und keine Siedlungsgebiete oder Industrieanlagen für die nächsten 11 Tage - was wir aber zu dieser Zeit noch nicht wussten.



Teil 2 von 3 - im Outback


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In den folgenden Tagen wurden wir regelrecht überwältigt von den völlig naturbelassenen Landschaften, der Ruhe und Gelassenheit, die das ganze Land und auch die Leute ausstrahlen (man muss sich aber auch darauf einlassen können!) und - nicht zuletzt - von der ungebändigten Wildheit und Rauheit dieses Landes.

Ich selbst hielt mich ja immer für einen Stadtmenschen und wohnte auch für viele Jahre sehr zufrieden in einer solchen. Seit 15 Jahren fühle ich mich aber auch ziemlich wohl auf dem Land (wahrscheinlich auch, weil wir in Stadtnähe wohnen und Landleben in unseren Breiten auf sehr hohem Niveau stattfindet) - aber ich wusste wirklich nicht, dass mich eine so unzivilisierte Natur (wie ich sie bisher nur aus Norwegen kenne) so begeistern kann. Es nicht kaum bzw. eigentlich gar nicht zu beschreiben was in einem vorgeht, wenn man zwei Stunden durch eine Hochebene fährt, wenn man in diesen zwei Stunden höchstens zehn andere Verkehrsteilnehmer zu sehen bekommt (meistens als parkende Wohnmobile) und wenn man aus dem Staunen über so viel Schönheit kaum herauskommt. Man schaut pausenlos links und rechts und sieht ständig etwas Bemerkenswertes. Unser integrierter Helmfunkt hats auch nicht besser gemacht, weil ich natürlich auch von hinten hörte, was es alles zu sehen gibt (und umgekehrt).


Es macht aus meiner Sicht wenig Sinn, die einzelnen Tagesetappen und Abschnitte genau zu beschreiben - solche Strecken muss man selbst "erfahren" (im doppelten Wortsinn) und die technischen Daten und Koordinaten kann man sich hier auch downloaden. Auch Details zu den bekannten Hotspots bekommt man besser aus dem Netz. Ob man Sehenswürdigkeiten wie den Trollstigen, Geiranger und die Atlantikstraße sehen möchte, kann und muss man sich selbst überlegen. In unserem Fall war Trollstigen noch gesperrt (mit Serpentinen kann man einen Ösi sowieso nicht beeindrucken), durch Geiranger sind wir schnell durch (1 Schiff, 20 Busse, 1000 Chinesen) und die Atlantikstraße hat uns beiden sehr gefallen, muss aber nicht nochmals sein. Auf den Preikestolen haben wir ebenso verzichtet wie auf Sightseeing-Fährfahrten. Vielleicht beim nächsten Mal, viel wahrscheinlicher aber eher nicht.


Was man aber immer sieht in Norwegen: Wasserfälle (norwegisch: Fossen). Nicht nur die großen und berühmten wie den Late-, Ovster- , Svandals- ,Tvinde- oder Voringfossen sondern auch zahl- und namenlose andere, die in jedem anderen Land als Attraktion vermarktet würden. Besonders der Westen des Landens scheint undicht zu sein, es gibt kaum eine Felswand, aus der nicht Wasser sprudelt. Nicht zu erwähnen ist wohl, dass dieses Wasser trinkbar ist.




Die Straßensituation in Norwegen ist außergewöhnlich gut, selbst abgelegene Routen sind top asphaltiert. Es gibt keine Frostschäden und auch kein Bitumen auf der Bahn. Die Breite ist jederzeit ausreichend und die permanenten Geschwindigkeitsbeschränkungen stören überhaupt nicht. Fast überall wird auf 70 oder 80km/h beschränkt (außer auf den Euro-Straßen gilt generell 90km/h als Höchstwert) aber das passt auch und behindert auf keinen Fall. Solange man den Weg als Ziel sieht, fährt man eher noch reduzierter um nichts zu verpassen. Alle Einheimischen Verkehrsteilnehmer halten sich penibel an diese Vorgaben (die Strafen sollen ziemlich heftig ausfallen können) und sind sowieso sehr entspannt im Verkehr. Niemand drängelt, niemand hupt, niemand hat es eilig - alles sehr seltsam für einen gelernten Mitteleuropäer. Auch typische Motorengeräusche sind sehr, sehr selten. Meine Zählungen ergaben ein Verhältnis von 20:1 für E-Antriebe (die Touristenautos mitgerechnet). Das ganze Verkehrssystem wirkt enorm fortschrittlich, etwaige Mautsysteme laufen digital. Das Eintragen des eigenen Kennzeichens bei FerryPay o.ä. befreit von der lästigen Kleingeldsuche, überhaupt kann man sagen, dass praktisch alles in Norwegen per App, Telefon oder Karte - jedenfalls digital - zu bezahlen ist (sogar die meisten Duschen auf Campingplätzen besitzen Kartenleser).


Generell ist der Verkehr in Norwegen sehr gut geregelt. Wird eine Verbindung durch Wasser unterbrochen, wird nicht etwa das Wasser umgeleitet oder abgesperrt, sondern durch zahllose Brücken überwunden. Wenn das nicht mehr geht, dann kommen Fähren zum Einsatz. Wie eine Busverbindung kommt alle 20 Minuten eine Fähre, man fährt drauf, das Kennzeichen wird gescannt (wichtig: vorher bei ePass bzw. autoPass registrieren) und man bekommt eine Mitteilung aufs Handy, dass eben € 2.- (meistens weniger) bezahlt wurden. Nach kurzer Zeit geht es auf der anderen Seite weiter. Diese Fähren bieten einen wettergeschützten Aufenthaltsraum mit Kaffee-Ecke und ausreichend Sitzmöglichkeiten. Alles in allem ist eine solche Fähre sehr komfortabel und in Norwegen so üblich wie eine Busfahrt bei uns.


Für uns beide waren die sich lohnenden Sehenswürdigkeiten eher die unzähligen Flüsse, Seen, Felsformationen und menschenleeren Hochebenen. Eine gemütlich aussehende Hütte, ein Boot am Steg und kristallklares Gebirgswasser - und der nächste Nachbar ist gerade noch in Sichtweite. Anscheinend als Wochenend- oder Urlaubshäuschen gedacht sind sie fast immer aus Holz, rot gestrichen und haben eine etwa 15cm Erdreich auf dem Dach, bewachsen mit wilden Blumen, Gras und sogar kleinen Bäumen. Interessanterweise haben wir keinen einzigen Urlauber oder Wochenendausflügler gesehen, kein einziges Auto vor einer Hütte, kein einziges schwimmendes Boot auf einem der Seen. Aber malerisch sahs auch so aus.



Der Natur wird in Norwegen viel Platz gelassen. Das Wasser der Flüsse fließt so, wie es der Physik entspricht, keinerlei Begradigungen oder korrigierende Eingriffe. Natur pur. Ans Ufer kommt das Wasser soweit es eben kommt. Auch die Menschen dort sind sich offensichtlich dieses Schatzes bewusst. Nirgends gibt es Müllhalden, keinerlei Mist auf/neben der Straße, nicht einmal Mülleimer stehen in den Parkbuchten. Man nimmt seinen Müll einfach wieder mit und entsorgt ihn bei Tankstellen oder Supermärkten.


Fjorde, Fjells, und Tunellen gibt es ohne Ende auf so einer Tour. Man weiß nicht immer, ob es jetzt einer der unzähligen Seen ist oder doch wieder ein Fjord mit Salzwasser - aber das ist eigentlich auch egal weil Wasser in dieser Form immer geil aussieht. Bäume und Wiesen wachsen bis ans Ufer, oft ist die Straße gerade mal 10m vom Wasser entfernt und besonders spannend fanden wir, dass man tatsächlich auf Meereshöhe 0m unterwegs ist, d.h. man fährt auf derselben Höhe wie das angrenzende Meer (die Maschine eigentlich 1m tiefer).



Die Fjells, die wir befuhren, waren alle so um die 1500 m hoch aber anders wie in den Alpen startet man tatsächlich auf 0m, was dann auch bedeutet, dass es schon mal frisch werden kann dort oben. Ein Unterschied zu den Alpen besteht auch darin, dass sich diese Hochebenen über 30, 40 oder auch 50 Kilometer erstrecken. Die Straßen schlängeln sich fast endlos durch Seenlandschaften und Felsen, man fühlt sich (und ist auch) sehr alleine dort oben, nur vereinzelt stehen Campingwagen in Parkbuchten und nur selten begegnet man Rad- oder anderen Motorradfahrern.


Wo viele Berge sind, sind auch viele Tunnel. In Norwegen gibt es davon jede Menge (etwa 900). Nicht jeder hat die Dimension eines Laerdals (25,5 km), aber fast alle haben natürliche Fels-Seitenwände und einige haben, wahrscheinlich als Ablenkung und zum Wachbleiben, riesige beleuchtete Höhlen eingebaut, die man auf dem Weg durch den Berg passiert. Sogar Kreisverkehre gibts im Inneren der Berge.


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Witterung, Wetter & Kleidung

Wir hatten das Glück, dass wir Tagesetappen sowohl bei Sonne, im Regen und unter Wolken absolvierten (meine Frau findet sicher, Glück und Regen im selben Satz passt nicht), weil wir deswegen auch diese grandiose Landschaft in ihrer Wildheit kennenlernen durften. 6 Grad mit Wind und Regen auf einer 1500m Hochebene sind sicher nicht der Wunsch eines Motorradfahrers, aber jetzt im Nachhinein war es ein wirklich tolles Erlebnis. Im Unterschied zu den Alpen (wo wie solche Rahmenbedingungen natürlich auch schon hatten) fährt man diese Etappen aber für einige Stunden mutterseelenalleine und ohne auf einen Ort oder eine Tankstelle zu treffen. Da oben ist wirklich nix, gar nix und ich würde daher auch nicht empfehlen, solche Touren alleine zu fahren.



Für solche Tage waren wir eigentlich auch ganz gut vorbereitet und ausgestattet. Unsere Goretex-Handschuhe um €150.- waren zwar innerhalb von 1-2 Stunden völlig durchnässt und kalt (da hilft auch die beste Griffheizung nichts), aber wir hatten noch unsere trockenen Geheimwaffen in Form dünner Handschuhe und dicken, absolut wasserundurchlässigen Gummihandschuhe oben drüber. Auch die Regenkombis bewährten sich und die Visiere blieben auch meistens durchsichtig. Alles in allem war es machbar, auch wenn das nichts für jeden Biker ist.

Ein Kompliment nochmals an meine (viel) bessere Hälfte - von hinten wie ein Container-Schiff, von vorne wie ein buntes Michelin-Männchen.



Hüttengaudi auf norwegisch

Unsere Unterkünfte hatte ich bereits vorab gebucht (siehe xls-sheet) und bis auf wenige Ausnahmen waren sie auf Campingplätzen. Wir hatten Zelt und Matten dabei - durch den Regen und die ziemlich feuchte Witterung haben wir uns aber immer für die Hytter entschieden (und somit das Zelt nie aufgebaut). Diese Blockhäuser sind mal sporadisch und mal großzügig eingerichtet - aber immer funktional.


Zentrale Ausstattung: öffentlicher Küchentrakt - Staubsauger - Frischwasser


Man parkt direkt davor, hat eine kleine Terrasse und im Inneren eine Elektroheizung (perfekt zum Trocknen nasser Klamotten) sowie eine rudimentäre Küchenzeile und Stockbetten. Aus Gründen der Hygiene empfiehlt sich die Verwendung eines eigenen Schlafsacks. Auch Handtücher sollte man dabei haben.



Die sanitären Einrichtungen sind sauber und gepflegt, die Privatsphäre bleibt erhalten und die Gemeinschaftsräume (Großküche, TV-Raum) nicht überlaufen. Jeden Abend verbrachten wir somit gemütlich und recht zufrieden auf einem der zehntausend Campingplätze in Norwegen, meistens als Selbstversorger und immer trocken und gewärmt. Alle Plätze haben freies WLAN und einige sogar TV in der Hütte wo man dann norwegische Filme mit finnischen Untertiteln schauen kann oder aber man hat Glück und der Smart-TV liefert auch Netflix.

Nur einer der Plätze war ein Reinfall. Sowohl was die Größe der Hütte (gemessene 4,5m²!), das WLAN, das nur in Nähe der Rezeption funktioniert, und die Konstruktion der Duschen betrifft (einer duscht und alle werden nass) - auch der Preis war überzogen und keinesfalls entsprechend (aber auch hier galt wohl: Lage, Lage, Lage).


Unser Gaskocher kam genauso zum Einsatz wie die Elektroplatten der Hütten (so vorhanden), meine (viel) bessere Hälfte kochte Nudeln samt Pasta, es gab weichgekochte Eier zum Frühstück und alles, was die norwegische Dosenküche so hergibt. Frische Brötchen kamen morgens von der Rezeption, das abendliche Belohnungsbier meistens vom Coop. Wir hatten Chips und Manner-Schnitten von zuhause - aber leider nichts zu lesen dabei (siehe Einpackfehler Nummer 2). Daher taten wir das, was wohl alle Paare abends in einer solchen kuscheligen und romantischen Umgebung tun sollten - wir redeten viel miteinander ;-)


In größeren Orten waren wir abends auch mal auswärts essen. Die Restaurants bieten europäische Küche und norwegische Fish und Chips, Lachs und Rentierschnitzel - allerdings zu vergleichsweise hohen Preisen. Besonders Bier und Wein sind überteuert und auch nicht besonders gefragt.



Für uns sehr wichtig sind unsere täglichen zwei Kaffeepausen, vormittags und nachmittags. Leider gibt es in Norwegen kaum eine bzw. gar keine Kaffeehauskultur. Nicht einmal Kaffeehäuser selbst gibt es, außer vielleicht in Städten. Wir hatten zwar als Notlösung die Edelstahltasse von YX (Tankstelle) und füllten bei jedem tanken diese auch auf, aber für verwöhnte Ösis ist das kein echter Ersatz, schließlich braucht man zum Kaffee auch eine vernünftige Beilage. Nach einigen Tagen diesbezüglicher Abstinenz fanden wir aber schließlich die Lösung in Form von Bäckereibesuchen, die alle auch Kaffee zu ihren Backwaren anbieten - wir waren gerettet.



Skuril - war aber so: zwei mal übernachteten wir "privat", also mehr oder weniger AirBnB, und die beiden locations konnten unterschiedlicher nicht sein. Ein mal bekamen wir eine Einliegerwohnung mit getrenntem Eingang, 4 Räumen, Netflix-Flatscreen und eine sehr freundliche Betreuung durch die Vermieter. Man fühlte sich willkommen und wohl, diese Unterkunft ist ohne weiteres auch für einen Mehrtagesaufenthalt geeignet.


Das andere Mal fanden wir unsere Unterkunft zwar auch in einem Einfamilienhaus, aber in Form eines Zimmers mitten im Privatbereich der Vermieterin (das war so in der Anzeige nicht erkennbar gewesen). Auch ein zweites Gästezimmer war vermietet. Natürlich waren durch diese Konstellation Bad, WC und Küche gemeinsam zu benutzen. Eigentlich kein Problem (obwohl wir nicht besonders gerne "in" der Wohnung eines Vermieters wohnen) wenn man es entspannt angeht. Das war aber nicht so.

Der notwendige Zugangscode wurde erst 2Stunden vor unserem eintreffen übermittelt ("aus Sicherheitsgründen"). Diese Info SMS war ergänzt durch die Aufforderung, unbedingt und sofort etwaige Vergehen der anderen Mieter (von anderen Zimmer) zu melden damit früh genug notwendige Konsequenzen gezogen werden könnten. Vergehen wären z.B. zurückgelassene Haare im Bad oder auch - Gott bewahre - eine nicht geschlossene Eingangstür. Man hat schließlich Katzen im Haus.

Man tritt also ein und freut sich, Tankrucksack und Helm ablegen zu können - und muss aber sofort wieder raus und wird darauf hingewiesen, die Stiefel nicht ausgezogen zu haben. Ein vorwurfsvoller Fingerzeig auf das entsprechende Schild überzeugte uns von unserer Schuld. Als ich zwei Minuten später mit dem Gepäck erneut den Code eingab, funktionierte das Schloss nicht. Die Vermieterin wirkte fast ungehalten ob dieser erneuten Störung durch ihre Gäste und erst der telefonisch kontaktierte Bruder bestätigte, dass das Schloss nach jeder Betätigung 4 Minuten Pause benötigt - warum auch immer. Diese Situation, sich im Inneren eines Hauses mit einer Zahlenschlosstür beschäftigen zu müssen (weil wohl die Katzen ansonsten die Tür öffnen und fliehen könnten), wurde noch komplizierter als jetzt auch noch die Besatzung von Zimmer 2 eintraf und man durch die Glastür zusehen konnte, wie sie sich ihrerseits mit dem Schloss Abmühten (wieder wartete die Wirtin ob die richtigen Kombination bekannt war).

Erst jetzt, nachdem wir ihr die Hände entgegen streckten, wurden wir begrüßt (inklusive Lächeln) bevor die notwendige Einweisung begann. Wie bei einem professionellen Makler wurde erklärt, dass es sich bei diesem gefliesten Raum mit Keramikinterieur um das Bad samt Toilette handelt wohingegen der Raum mit Gewürzboard und Kühlschrank die Küche darstellt. Überall waren Zettel aufgeklebt, was man zu tun oder auch tunlichst zu lassen hatte. Die Handtuchhaken (Zimmer 1 vs. Zimmer 2) wurden eindeutig und verpflichtend zugewiesen und auch die Denunzianten-Hinweise fanden sich mehrfach. Wir fühlten uns von Anfang an unwohl.

Das wurde auch nicht besser, als wir unser Zimmer betraten. Ein Doppelbett, an 3 Seiten etwa 1m Umlauf - also nicht besonders groß. Aber das war ok. Wir hatten Steckdosen und ein sauberes Bett. Was wir weniger ok fanden, waren die vielen Zettel. "Do not open" am Fenster, "do not put something on that" an den beiden Kommoden, "do not put your baggage here" am Bett. Wie sollte mal also sein Gepäck auspacken? Auf dem Boden mit einem Meter Breite oder aber einer hält den Koffer und der andere packt aus? Wir verwendeten das Bett und riskierten die Verwarnung.

Kurz danach suchten wir uns ein Restaurant, aßen gemütlich und schlichen danach ins Zimmer. Eine Katzenwäsche musste reichen (so wurde vermieden, dass die Dusche verunreinigt wurde und wir Gefahr liefen, durch die Gäste aus Zimmer 2 angeschwärzt zu werden) und nach einer erholsamen Nacht (in einem bequemen Bett) verließen wir diese Stätte gegen 07:00 ohne Frühstück und ohne noch jemanden zu treffen.


Natürlich kann nicht jede Unterkunft ein Volltreffer sein und natürlich hat nicht jeder die Möglichkeit, 50m²-Appartments anzubieten - aber eine gewisse Gelassenheit und Freundlichkeit sollte man aufbringen wenn man Gäste zulässt und damit rechnen muss, dass diese mit Gepäck anreisen.



Teil 3 von 3 - Abfahrt und Heimreise

Die letzten Tour Tage in Norwegen brachen an und führten uns durch den grandiosen Südwesten. Die Wasserfälle wurden weniger und die Meeresbuchten mehr. Überall gabs kleine Fischerdörfer und mindestens weitere 1000 Seen jeder Größe.



Die Fähre nach Hirtshals verbrachten wir mit freien Getränken und Snacks auf einer weiteren Luxusfähre (man gönnt sich ja sonst nichts) und landeten - wie fast jeder - bei Hirtshals Camping. Ein schöner Platz direkt am Meer am nördlichsten Zipfel Dänemarks. Super Wetter mit Wind, super Hütte mit Bier, nette Leute kennen gelernt.



Die Heimfahrt war wieder unspektakulär (Ausnahme war die Berlin-Durchfahrt mit Alex, Tor, Tag und Sony), aber mit den beiden letzten Unterkünften in Neuruppin und Prag landeten wir wieder Volltreffer in Sachen Originalität, Freundlichkeit und Ausstattung.


Leider erwischte uns am letzten Tag doch wieder der Regen und beim letzten Tank-Stopp (etwa 200km von zuhause) passierte es dann. Claudia kam, wohl aus Unachtsamkeit, zu nahe an den rechten Randstein, kippe bei 30km/h nach außen, stützte sich mit der rechten Hand ab und brach sich so das Schlüsselbein :-(

Operiert wurde am nächsten Morgen und am Tag darauf durfte ich sie schon wieder aus dem Krankenhaus abholen. Zur Zeit muss sie sich noch etwas schonen (was sie nicht tut), dann kommt Reha und Massage und in einem Jahr kommt das Edelmetall samt Schrauben wieder raus - alles in allem ist dieser Unfall also eher glimpflich ausgegangen.



Abschließend (und da sind wir uns sehr einig) stellen wir fest, dass dieser Urlaub


  • trotz Unfall und Katzenfrau,

  • trotz Kaffee-Entzug und Wetterkapriolen,

  • und trotz starker Konkurrenz (Australien, Singapur, Tansania)


unser bisher schönster war!



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